Sehen, wo Politik gemacht wird

Wie haben sich fast zwei Pandemie-Jahre auf die Teilnehmenden der Jugendwerkstätten ausgewirkt? Diese Frage stellten sich die sozialpädagogischen Teams. Um dem Erlebten etwas Positives entgegenzusetzen, unternahmen sie mit „Media Office“ und „Vitalia“ -Teilnehmenden eine besondere Reise.

Im Gegensatz zu den wirtschaftlichen Folgen liegen die Auswirkungen von Pandemie, Krieg in Europa und Klimawandel speziell für Jugendliche und junge Erwachsene außerhalb der öffentlichen Aufmerksamkeit. „Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten schon vor dem Hintergrund der Pandemie, dass sie sich allein gelassen und vergessen fühlten - insbesondere von der Politik. Die politischen Entscheidungen innerhalb der letzten zwei Jahre haben ihre Situation nicht gerade erleichtert, ihr Sinn sich nicht immer erschlossen“, erläutert Stefanie Bähr von der BFGoe-Jugendwerkstatt „Media Office“. Um dem etwas entgegenzusetzen und den elf Teilnehmer*innen zwischen 16 und 24 Jahren einen Einblick in eine ihnen sonst eher unzugängliche Welt zu ermöglichen, schilderte die Sozialpädagogin dem Wahlkreisbüro von Jürgen Trittin (GRÜNE) ihre Idee einer politischen Bildungsfahrt.

Politik hautnah

Trittin unterstützte diese Idee und lud die Teilnehmenden der Jugendwerkstätten „Media Office“ und „Vitalia“ im Frühsommer für drei Tage nach Berlin ein. Finanziert wurde die Reise durch das Bundespresseamt und begleitet vom Leiter des Göttinger Wahlkreisbüros der GRÜNEN, einer Studienreiseleiterin sowie dem pädagogischen Team der Werkstätten. Zu den Programmpunkten der Reise zählte u.a. ein Besuch der Landesvertretung Niedersachsens und des Bundestages. Dort, im Plenarsaal, erfuhr die Reisegruppe viel über die Aufgaben und die Arbeit des Parlaments sowie dem Prozess der demokratischen Teilhabe. Trotz vollen Terminkalenders nahm sich auch Jürgen Trittin Zeit für Gespräch mit den Teilnehmenden. „Es war scheinbar etwas einschüchternd für sie, einer Person Fragen zu stellen, die man – wenn überhaupt - nur aus dem Fernsehen kennt. Am Ende fragte doch jemand zaghaft und keck: ‚Herr Trittin, wer trägt ihrer Meinung nach die bessere Frisur, Herr Habeck oder Herr Lindner?‘ Nach Stille und lachen antwortete Herr Trittin auch darauf: ‚Sehr schwierige Frage, Herr Lindner hat wohl angeblich mit einer Haartransplantation nachgeholfen‘“, erzählt Stefanie Bähr. Auch das kann Politik nahbar machen. Insbesondere für die Teilnehmenden war es eine eindrucksvolle Reise, die ihnen eine neue Sichtweise eröffnet hat.

Die Jugendwerkstätten der BFGoe richten sich an Jugendliche und junge Erwachsene bis zu einem Alter von 25 Jahren, deren Zugang zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt durch multiple Problemlagen erschwert ist. Die Projekte bieten eine erste berufliche Orientierung in den Bereichen Pflege und soziale Berufe, Kfz- und Metallhandwerk, Holzverarbeitung, Zweiradmechanik und Medien. In einem bis zu sechs Monaten dauernden Praktikum sammeln die Teilnehmenden erste berufspraktische Erfahrungen und erhalten Fachkunde-Unterricht. Alle „Arbeiten und Lernen“-Maßnahmen werden von Sozialpädagogen begleitet. Zum Programm gehören neben den praktischen Erfahrungen, die Stärkung sozialer Kompetenzen, eine persönliche und berufliche Standortbestimmung sowie ein Bewerbungstraining.

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