Bildung zum Anfassen
Ein Traktor im Schulgarten, über 40 Fragen an einen Landwirt – und mittendrin Jugendliche, die nicht nur Schule neu erleben, sondern auch ihr Potenzial entdecken. Auf dem Acker zeigt sich, was praxisnahes Lernen bewirken kann.
Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Traktor im Schulgarten vorfährt. Im Frühjahr kam Landwirt Jonas Rohde vom Gut Lemshausen mit Traktor und Saatkartoffeln zur Produktionsschule. Mit im Gepäck: Fachwissen und Zeit. Was nach einem schönen, aber einmaligen Event klingt, gehört zur DNA der Produktionsschule. Denn hier nimmt die Praxis einen erhöhten Stellenwert im Unterricht ein. Aus diesem Grund kooperiert die Produktionsschule eng mit unterschiedlichen regionalen Unternehmen, die sich hierfür ehrenamtlich engagieren.
Durch den Praxisbezug erleben die Jugendlichen Berufe und reale Anforderungen hautnah, erhalten Einblicke in Arbeitsabläufe. „Wir arbeiten daran, die Verknüpfung zwischen Schule und Wirtschaft zu stärken und werben für ein gegenseitiges Verständnis und die Förderung von Potenzialen. Niemand verdient es, aussortiert zu werden, nur weil der genormte Weg nicht passt“, erläutert Ralf Ruther, der die Produktionsschule leitet. So ist auch der Schulgarten als Teil des Gesamtkonzepts zu verstehen, der Theorie und Praxis verbindet. „Wir gehen nicht nur zweimal im Jahr in den Schulgarten, sondern erarbeiten mit den Jugendlichen das Wissen über die Lebensmittelproduktion von ‚A‘ wie Aussaat bis ‚Z‘ wie Zubereitung. Alles, was wir im Unterricht lernen, wird an der Praxis überprüft und fließt umgekehrt auch in den Unterricht ein “ erklärt Ruther.
Jonas Rohde zeigte sich überrascht. „Das Interesse der Schüler war für mich absolut überraschend. Sie waren super vorbereitet und hatten sich intensiv mit der Materie auseinandergesetzt,“ betont der 34jährige. Zwei weitere Treffen sind bereits geplant. Im Sommer besuchen die Produktionsschüler*innen den landwirtschaftlichen Betrieb in Lemshausen, später wird gemeinsam geerntet und gekocht – mit den eigenen Kartoffeln.

